Keynotes

Decentralized provision of active power by means of dynamic virtual power plants
Michael Sonnenschein, University of Oldenburg & OFFIS Institute for Information Technology

Virtuelle Kraftwerke sind heute statische Zusammenschlüsse mittelgroßer Erzeugungsanlagen (eventuell ergänzt um flexible Lasten und Speichersysteme) gesteuert von einer zentralen Einheit. In diesem Vortrag wird ein Ansatz eines dynamischen virtuellen Kraftwerkes (DVK) vorgestellt, welcher verteilte, agentenbasierte Methoden zur Steuerung einsetzt. DVKs werden dynamisch gebildet, um verschiedene Produkte an Energiemärkten anbieten zu können. Verglichen mit statischen virtuellen Kraftwerken bieten sie mehr Flexibilität zur Einbindung kleiner dezentraler Einheiten (z.B., verschiedene Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen), darüber hinaus können private Informationen der dezentrale Einheiten besser verborgen bleiben. In diesem Kontext wird im Vortrag ein durchgehender Prozess zur Bereitstellung von Wirkleistungsmanagement am day-ahead Markt durch dynamische virtuelle Kraftwerke vorgestellt. Im Forschungsverbund Smart Nord haben wir ein Multiagentsystem entwickelt, welches einen Algorithmus zur Aggregation, eine Heuristik zur Einplanung und ein Flexibilitätsmodell für die Steuerung eines DVK beinhaltet.

M-Sonnenschein

Prof. Dr. Michael Sonnenschein studierte Informatik und Mathematik an der RWTH Aachen, wo er in Informatik 1983 promovierte und 1991 seine Habilitation erlangte. Seit 1991 ist er Professor für Informatik an der Universität Oldenburg und Leiter der Abteilung ‚Umweltinformatik‘. Darüber hinaus ist er Vorstand des Bereichs ‚Energie‘ am Oldenburger Forschungs- und Entwicklungsinstitut für Informatik (OFFIS). Seine Forschungsinteressen umfassen Modellierung und Simulation, naturinspirierte Optimierungsverfahren, sowie die Selbstorganistation intelligenter Stromnetze.

 

Prosumers and Disruptive Technologies – Challenges of the Energiewende
Holger Krawinkel, MVV Energie AG

Tiefere Einsichten in den Reformprozess der Energiewirtschaft werfen die Frage auf, ob und wie diese Transformation gelingen kann. Letztendlich stehen zwei wesentliche Prinzipien der Energiewirtschaft auf dem Spiel. Nämlich das der Zuführung von Energie und jenes der Nichtspeicherbarkeit. Das über Jahrzehnte aufgebaute und durch die Energiewende nochmals angereicherte Knowhow – die DNA der Energieunternehmen, Energieströme zu managen – droht mehr und mehr überflüssig werden. Sollten sich die Speicherkosten bis Ende 2016 halbieren und auch PV deutlich günstiger werden, dann könnte der Tipping–Point für die Autarkie-Entwicklung früher liegen als bisher gedacht. Hinzukommt, dass PV zukünftig womöglich ohnehin in die Gebäude, in die Fassade integriert wird. Daher muss das gespeicherte Wissen der Energiewirtschaft in das (Energie-)Management von Gebäuden transferiert werden.

krawinkel_portrait

Dr. Holger Krawinkel war nach seiner Ausbildung zum Dipl. Ing. Stadt- und Regionalplanung an den Universitäten Gießen, Oldenburg und Kopenhagen seit 1983 jeweils etwa zehn Jahre zunächst in den Landesverwaltungen von Hessen und Schleswig-Holstein, dann als Vorstand der von Land und Energiewirtschaft getragenen Energiestiftung Schleswig-Holstein und schließlich als Geschäftsbereichsleiter Energie und Verkehr beim Bundesverband der Verbraucherzentralen tätig. Im Juli 2014 übernahm der die Leitung der neu geschaffenen Stabsabteilung Customer Experience bei MVV Energie in Mannheim, die zum 1. Januar 2015 um die Innovationsabteilung erweitert wurde.